Während der
Verein Deutsche Sprache (VDS) jahrelang wegen seiner Warnungen vor der Amerikanisierung
der deutschen Sprache der unnötigen Aufgeregtheit geziehen wurde (Motto:
"Die Sprache reinigt sich von selbst") ist plötzlich die drohende
Selbstaufgabe unserer Sprache in aller Munde: In wichtigen Bereichen der deutschen
Wissenschaft ist man dabei, nicht mehr deutsch, sondern angloamerikanisch zu
reden, vor allem aber: zu schreiben!
In der deutschen Öffentlichkeit herrscht weithin noch immer eine gleichgültige
("Deutsch nix wichtig": so ein Grafitti an der FU Berlin) Laissez-faire-Haltung
gegenüber der "denglischen" Sprachvermanschung des Deutschen.
Den Gipfel der Verantwortungslosigkeit erreichte die Bundesregierung in ihrer
Antwort vom Oktober 2001 auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU
(vgl. S. 25ff.). Nur die "Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung"
hat endlich anerkannt, dass unsere Sprache und damit unsere Kultur hochgefährdet
sind. In einem Memorandum veröffentlichte sie Anfang des Jahres alarmierende
Sätze "über den zunehmenden Einfluss des Englischen auf die deutsche
Sprache": "Wer deutsch schreibt, hat als Wissenschaftler wenig Chancen,
wahrgenommen zu werden... Unsere öffentliche Sprache erhält einen
den Dialekten vergleichbaren Status... Es entwickelt sich eine Zweiklassengesellschaft,
... wenn entscheidende Bereiche nicht mehr in der Sprache der Allgemeinheit
zugänglich sind."
Der Verein Deutsche
Sprache hat seit 1997 unermüdlich in diesem Sinne gewirkt. Das Ergebnis
ist, immerhin, eine zunehmende Medienöffentlichkeit und ein erstaunliches
Echo des "Volkes": 70 bis über 80 Prozent der Bürgerinnen
und Bürger votieren nach mehreren Befragungen gegen die Anglisierung unserer
Sprache, und erhebliche Mehrheiten sprechen sich sogar für ein Sprachgesetz
aus.
In diesem Buch wird gezeigt, wie es zur zunehmenden Amerikanisierung der deutschen
Sprache gekommen ist,. warum so viele "Tonangebende" und vor allem
die meisten politischen Akteure dies hinnehmen oder sogar als Teil ihres "Lifestyle"
mitvollziehen,- wie geistig selbstbewußtere Deutsche einst die Vorherrschaft
des Französischen überwunden haben und wie daher auch der "Sprachimperialismus"
der amerikanischen Machteliten überwunden werden kann - im Bündnis
mit vielen Mitstreitern in Europa und in der Welt, die gegen die Diskriminierung
ihrer Sprache und Kultur kämpfen.
Daher erlangt der Widerstand gegen den Sprachimperialismus eine neue Qualität:
durch die lauter werdenden Proteste auf der internationalen, insbesondere der
europäischen Ebene. Wir dokumentieren, wie auch der VDS begonnen hat ,
sich hier einzumischen. Dieses Engagement erscheint besonders bedeutsam, weil
es endgültig jener wohlfeilen Polemik den Wind aus den Segeln nimmt, als
sei der deutsche Protest gegen das Denglisch im Grunde eine unzeitgemäße
Deutschtümelei.
Zwei Schwerpunktthemen hat das Buch: Die Rettung des Deutschen als Wissenschaftssprache
und die Bedeutung eines Sprachgesetzes, wie es in Frankreich und Polen, in Portugal
und Ungarn bereits zum Schutz der kulturellen Identität entwickelt worden
ist.
Weil wir davon überzeugt sind, dass die deutsche Sprachentwicklung wegen der massiven Anglisierungs-Tendenzen nicht allein durch Appelle zu retten ist, halten wir Diskussion über ein deutsches Sprachgesetzes für unabdingbar. Der Entwurf für ein derartiges Gesetz soll dazu beitragen, diese Diskussion zu konkretisieren. Ebenso kommen aber auch die Kritiker einer Sprachgesetz-Initiative zu Wort.
Kurt Gawlitta /
Fritz Vilmar Berlin, im Sommer 2002